Latein als 2. Fremdsprache

Jahrgangsstufe 7(5)

1 Sprache

1.1 Wortschatz

Die Schüler erfassen im Unterricht die Bedeutung wichtiger Vokabeln des Grundwortschatzes. Sie üben die quantitätsgerechte Aussprache und prägen sich die Wörter mit Hilfe altersgemäßer Lerntechniken ein. Dabei sollen sie von Anfang an ihnen bereits bekannte stammverwandte Wörter aus der ersten Fremdsprache und erste Kenntnisse in der Wortbildung mit einbeziehen. Nach Anleitung erarbeiten sie in kleinen Übungen Wortfelder und Sachgruppen, stellen Verbindungen zu Lehn- und Fremdwörtern her und gewinnen einen Einblick in das Fortleben lateinischer Wörter in gesprochenen europäischen Sprachen (-> mFs; -> EU).

Grundvokabular
ca. 800 Wörter und Wendungen
Techniken des Wörterlernens (-> mFs): Lernen im Kontext; Nutzen von Kenntnissen in der lateinischen Wortbildungslehre, von Bezügen > zum Wortschatz der ersten Fremdsprache und zu deutschen Fremdwörtern, Erfassen von Wortbedeutungen durch Veranschaulichung u.a.
quantitätsgerechte Aussprache Einüben auch durch Chorsprechen
einige Prinzipien der Wortbildung
Grundbegriffe wie Wortstamm, Präfix, Suffix; Bedeutung von einigen Suffixen bei Verbal- und Nominalstämmen wie -tas, -tor, -ilis
Erschließen neuer Wörter mit Hilfe bekannter Wortbestandteile
Wortfelder und Sachgruppen, Wortfamilien Zusammenstellen (-> D6) und Ergänzen nach Anleitung in kleinen Übungen
Lehn- und Fremdwörter Erkennen von Zusammenhängen zwischen lateinischen und deutschen Wörtern; Erklären von Lehn- und Fremdwörtern mittels bekannter lateinischer Wörter (-> D7: Bedeutungswandel; -> DS); Erschließen der Bedeutung lateinischer Wörter mit Hilfe vertrauter Fremdwörter; Suchen von Wortneubildungen mit lateinischen Bestandteilen (-> EU: das gemeinsame kulturelle Erbe), z.B. in Werbung und Technik
Fortleben lateinischer Wörter in modernen Fremdsprachen Erkennen von Zusammenhängen zwischen lateinischen und geläufigen englischen (auch italienischen, französischen und spanischen) Wörtern (-> mFs; -> EU)

1.2 Formenlehre

Die Schüler lernen, vorwiegend durch Arbeit am lateinischen Text, schrittweise das System der Deklinationen und der Konjugationen kennen und eignen es sich mit Hilfe verschiedener Übungsformen an. Am Ende des Schuljahres sollen sie mit diesen Grundlagen der lateinischen Sprache vertraut sein und sich im Hinblick auf eine richtige Übersetzung in diesem System zurechtfinden. Bei Vergleichen mit ihrer Muttersprache und der ersten Fremdsprache wird ihnen die Formenvielfalt des Lateinischen und die dadurch gegebene Freiheit in der Wortstellung einsichtig (-> D, mFs).

wichtige Grundbegriffe der Formenlehre

alle Deklinationen
    Substantive

o-Deklination (dominus, puer, ager, verbum)
a-Deklination
e-Deklination
u-Deklination (casus, cornu, domus)
i-Stämme (turris, sitis, vis, mare, animal, moenia)
Konsonantenstämme
Mischklasse (nubes, navis, urbs) natürliches Geschlecht, grammatisches Geschlecht, Pluralwörter

    Adjektive

a- und o-Deklination (novus, miser, pulcher)
i-Stämme (acer, brevis, ingens)
Substantivierung von Adjektiven (z.B. boni, bonum, bona)

Konjugationen
    a-Konjugation mit Stammformen einiger Verben
    e-Konjugation mit Stammformen einiger Verben
    esse einschließlich posse und prodesse

    Arten der Perfektbildung

    alle Tempora und Modi in Aktiv und Passiv

    Nominalformen
        Infinitiv Präsens und Perfekt
        Partizip Präsens und Perfekt

Steigerung der Adjektive

Bildung und Steigerung der Adverbien

Pronomina
    Personalpronomen, Reflexivpronomen, Possessivpronomen, Demonstrativpronomen (hic, ille, iste, ipse, is, idem) (-> E: this - that),
    Interrogativpronomen (quis, qui), Relativpronomen (qui)

Pronominaladjektive (totus, solus; nullus, alius, alter)

Zahlwörter
    Grundzahlen 1-10, Ordnungszahlen 1-10 (-> Mu5: Grundintervalle)

1.3 Satzlehre

Die Einführung in die lateinische Syntax geht von einem Satzmodell aus, das den Schülern die Elemente des Satzes und ihre Beziehungen untereinander bewußtmacht. Die Schüler lernen die einzelnen Satzglieder, ihre wesentlichen Füllungsarten und die zwischen den Wörtern waltenden Ordnungsprinzipien kennen. Bei der Arbeit an lateinischen Sätzen sollen sie Wortfolgen gliedern und syntaktisch bestimmen; mit diesem Verfahren gewinnen sie eine wichtige Hilfe für das Verständnis lateinischer Texte und das Erfassen sprachlicher Strukturen (-> D, mFs). Beim Vergleich mit dem Bau der Muttersprache und der ersten Fremdsprache beobachten sie wesentliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten, denen sie auch bei der Übersetzung Beachtung schenken müssen.

syntaktische Grundbegriffe (-> D)
    Kongruenz, prädikativ/adverbial/attributiv, Satzmodell (Satzglied, Füllungsart), Satzbauplan,
    einfacher/erweiterter/zusammengesetzter Satz, Zeitstufe und Zeitverhältnis

Satzmodell

Satzglied(teil): Füllungsarten:
Prädikat Vollverb
Prädikatsnomen mit Kopula (amicus bonus/faber est, villa amici/amico est, bono animo est)
Subjekt Nomen; Infinitiv; abhängiger Fragesatz
Objekt Nomina in allen casus obliqui, Präpositionalobjekt; Infinitiv; abhängiger Fragesatz, abhängiger Begehrsatz
Adverbiale Adverb; Nomina in bestimmten casus obliqui (multas horas, tertio die, floribus ornare, magna diligentia curare, fame interire); Präpositionalausdruck; Adverbialsatz
semantische Funktionen: lokal, temporal, modal, kausal, konditional, final, konzessiv, konsekutiv
Attribut Adjektiv; Nomina im Genitiv (villa Marci) und Ablativ (vir magna audacia), Apposition; participium coniunctum; Relativsatz

Kasusfunktionen
   gen. possessivus; dat. possessivus; Akk. der räumlichen und zeitlichen Ausdehnung; abl. causae, instrumenti, modi, qualitatis, temporis u.a.

Funktionswörter
    Pronomina; Präposition, Konjunktion, Subjunktion

Partikel (z.B. -ne, num, nonne; utinam; etiam, ne ... quidem)

Vollverben
    Satzbaupläne (auch Verben mit vom Deutschen abweichender Rektion, z.B. adiuvare, favere, carere, docere, putare)

Adjektive
    Satzbaupläne (Nomina in allen casus obliqui, Präpositionalausdruck; auch Adjektive mit vom Deutschen abweichender Rektion)

satzwertige Konstruktionen
    Infinitiv (als Subjekt, Objekt); participium coniunctum (als Attribut; vorzeitig, gleichzeitig)

Nebensätze
    abhängiger Fragesatz (als Subjekt, Objekt; rogare num/quis/cur), abhängiger Begehrsatz (als Objekt; optare ut/ne);
    Adverbialsätze (dum, postquam, cum iterativum/relativum/historicum; quod, quia, quoniam, cum causale; si, nisi; ut, ut non;. ut, ne, quanquam);
    
Relativsatz (als Attribut; qui)

Satzarten
    Aussagesatz (Indikativ; Irrealis); Fragesatz (-ne/quis/cur);
    Begehrsatz (Imperativ; Hortativ, Optativ der Gegenwart; Prohibitiv)

Tempusgebrauch
    Präsens; Imperfekt/Perfekt als Erzähltempora; Plusquamperfekt; Futur I/II

Wortstellung
    elementare Prinzipien; gemeinsames Subjekt; geschlossene Wortstellung; Flexibilität

Satzanalyse
    einfache und erweiterte Sätze

Sprachenvergleich (-> D, mFs)
    z.B. flexible Wortstellung, Artikellosigkeit, Kongruenz des Prädikatsnomens, Wort- und Satzfrage, Tempusgebrauch in erzählenden Texten,
    Modusgebrauch in Nebensätzen (ut, cum), eingeschränkter Gebrauch des Personal- und Possessivpronomens, Adverb

Hinweise zur Übersetzung: Ausdrucksmöglichkeiten im Deutschen (-> DS)
    z.B. Superlativ als Elativ, pulchrius "(all)zu/ziemlich/recht schön", habere "halten für", Passiv (mutor, terreor, laudor),
    Aufforderung und Wunsch (laboremus, maneas, taceant) ,participium coniunctum wörtlich bzw. als Attributsatz,
    Futur II als Präsens bzw. Perfekt, Nebensatz mit ut als satzwertiger Infinitiv, Wortgruppe als Kompositum

2 Textarbeit

Die Schüler erlernen die Technik des Übersetzens aus dem Lateinischen. Indem sie sich vor! Anfang an um eine im Deutschen sprachlich einwandfreie Wiedergabe bemühen und den übersetzten Text inhaltlich zusammenfassen, üben sie sich im präzisen Erfassen und Formulieren von Aussagen (-> D; -> DS). An den lateinischen Lesestücken wiederholen sie Merkmale einfacher literarischer Formen, die ihnen aus dem Deutschunterricht bekannt sind. Das Übersetzen einfacher deutscher Sätze ins Lateinische fördert ihre Sicherheit im Umgang mit Wortschatz und Formenlehre.

Übersetzung zusammenhängender lateinischer Lesestücke ins Deutsche Vorlesen als Verstehenshilfe; Einüben von Übersetzungstechniken (Gliedern des Satzes, Benennen der Satzglieder u.a.); Finden der passenden Bedeutung eines Wortes (-> D) (z.B. cum, manus)
Übersetzung einfacher deutscher Sätze ins Lateinische ergänzend dazu Bearbeiten lateinischer Lückentexte; Umformen vorgegebener lateinischer Sätze; auch Verwenden lateinischer Redewendungen im Unterrichtsgespräch
Erschließung von lateinischen Texten nach Leitfragen (-> D, mFs); inhaltliche Zusammenfassung Beantworten von Fragen zun! Text; Gliedern; Zusammenfassen (-> D6); Stellung nehmen zum Verhalten der Figuren (-> D7: Meinungen und Standpunkte darlegen)
Merkmale narrativer Texte
einfache Formen wie z.B. Fabel, Sage" Legende (-> D6: epische Kleinformen)
Bestimmen der Textsorte; Erfassen von Gleichnischarakter und Lehrhaftigkeit(-> K6, Ev6); Vergleichen verschiedener Fassungen; Unterscheiden von historischem Kern und dichterischem Beiwerk (-> D6: Wirklichkeit und Dichtung, G6; W)

3 Antike Kultur (Schwerpunkte)

Durch die Inhalte der Lesestücke, altersgerechie Sachinformationen und Bildmaterial lernen die Schüler wesentliche Bereiche römischen Lebens in Staat und Familie kennen. Sie begegnen berühmten Stätten und Landschaften des Mittelmeerraums sowie anschaulichen Einzelbeispielen für technische und architektonische Leistungen der Römer. Bei der Beschäftigung mit Texten über historische Persönlichkeiten und mythische Gestalten werden die Schüler mit verschiedenen Denk- und Handlungsweisen konfrontiert, die ihr Interesse an der antiken Welt wecken (-> G; -> MB) und sie zur Stellungnahme auffordern sollen. Außerdem erfahren sie, welche Bedeutung griechische Kunst und Mythologie für die Römer hatten und wie antikes Gedankengut - etwa in Redewendungen und Sentenzen - bis in die Gegenwart fortwirkt.

privates und öffentliches Leben (-> G6)
Wohnen, Spiele; Kult und Religion; Stellung der Sklaven; Senat, Ämter
Klären wichtiger Begriffe wie consul, villa, familia, pater (-> FA:, die Familie in der römischen Gesellschaft); Vergleich mit den heutigen Verhältnissen (-> W: Begegnung mit anderen Kulturen)
Topographie Roms und des Mittelmeerraums
Rom: die Sieben Hügel, Tiber, Forum; Roms Nachbarn, Magna Graecia; Griechenland: Peloponnes, Attika; Karthago
(-> Ek7: Italien, Südeuropa)
antike Technik und Kunst
Straßen und Aquädukte; Repräsentationsbauten (z.B. Triumphbogen, Amphitheater, Tempel); Mosaiken; griechische Vasenmalerei und Plastik
Betrachten und Beschreiben (-> Ku7: Begegnung mit alten Kulturen; -> MB, NU: Verbesserung der Lebensbedingungen, V: Planung und Gestaltung von Verkehrswegen)
Gestalten aus Mythos und Geschichte
Götter und Heroen (z.B. Herkules); Gründungssage Roms, die sieben Könige; Episoden aus dem Leben historischer Persönichkeiten (Diogenes, Cato, Hannibal, Nero u.a.)
Vergleich der Handlungsweisen der Personen mit eigenen Erfahrungen (-> Eth7: außergewöhnliche Lebensweisen); zeitliche Einordnung (-> G6); Anregung zu eigener Lektüre (-> D; -> FZ)
die Römer in Bayern
kulturelle und militärische Zeugnisse (z.B. Castra Regina, Limes); Inschriften
(-> EU: das gemeinsame kulturelle Erbe, U: Denkmalschutz)
Redewendungen und Sentenzen
Beispiele aus dem Erlebnisumkreis und Verständnishorizont der Schüler (z.B. Errare humanum est)
Auswendiglernen; Vergleich mit deutschen Sprichwörtern (-> W: antikes Gedankengut)