Lateinunterricht - ihn verbinden viele nur mit Grammatik- und Wörterpauken und später der von Jahrgang zu Jahrgang gleichbleibenden Lektüre.
"Auf die Dauer ganz schön einseitig, immer nur das zu tun, was andere vorgeben", dachten wir uns, und so wollten wir einmal etwas Neues ausprobieren: Texte, die man normalerweise im Schulunterricht nicht findet, selbst aufzubereiten - für andere interessierte Schüler und interessierte Lehrer.
Wir entschieden uns für mittelalterliche Texte, da es unter ihnen eine Fülle gibt, die man normalerweise nicht kennt, die aber originell oder gewinnbringend zu lesen sind.
Wir wählten dabei als Thematik die Entwicklung v. a. der Geisteswissenschaften (Philosophie, Theologie) von der Spätantike bis hinein ins hohe Mittelalter. Dabei stellten wir fest, wie sehr man am Anfang des Mittelalters noch am reinen Rezipieren antiken Gedankengutes (das man aus dem sonstigen Lateinunterricht ja meist kennt) festhielt, wie schnell aber dann die Entwicklung bis zur Ausbildung einer hochkomplexen Gedankenwelt vonstatten ging.
Da wir uns nicht nur in den Bereichen "reinen Geistes" bewegen wollten, nahmen wir auch eine Reihe von Texten auf, die mehr mit dem Alltagsleben der Schüler und Studenten der damaligen Zeit zu tun haben - schließlich hatten auch sie schon Lehrer, die sie mehr oder weniger mochten, denen sie "gehorchten" (oder auch nicht ....)
Die Teilnahme und die Förderung durch "InfoSCHUL 3" im Schuljahr 1999 / 2000 gab uns die Gelegenheit, die Aufbereitung einmal anders und sehr zeitgemäß zu probieren: Begleitmaterial v. a. im Internet zu suchen und dorthin zu verlinken.
So kann man sich darüber informieren, wie es heute z. B. an den Orten aussieht, die unsere Autoren erwähnen oder sich einfach bequem Rezeptionsdokumente künstlerischer o. ä. Art zu einer Textpassage direkt aus dem Internet zu beschaffen und für einen Stundeneinstieg oder eine Gruppenarbeit zu verwenden.
Unsere Gliederung enthält zunächst einige Referate zu wichtigen antiken Philosophen und zu Kirchenvätern, die den mittelalterlichen Autoren in unterschiedlicher Ausprägung als die großen Autoritäten galten. Es folgen einige Texte aus der lateinischen Bibel, der Vulgata, die all diesen Autoren selbstverständlich als wichtige Quelle diente. Dann folgt eine Reihe von Texten aus dem mittelalterlichen Schulbetrieb und Geistesleben.
Vielleicht haben Sie Lust, einmal den einen oder anderen unserer Texte im Unterricht zu einzusetzen?
Gelegenheit dazu gibt der Fachlehrplan Latein :
In Bayern z. B. unter "Ausgewählte Prosa von der Spätantike bis zur Neuzeit" in der 10. Jgstf. L 1, "Christliche, mittelalterliche, humanistische Texte" in der 11. Jgstf. L 1 oder "Mittelalterliche Texte" in der 11. Jgstf. L 2.
Herzlich wollen wir uns bedanken:
- Beim Grabmann - Institut der LMU München, Lehrstuhl Prof. Horst, besonders bei Herrn AOR Christoph Heitmann und Herrn Dr. Thomas Prügl, in der Zwischenzeit Tisch Family College Professor of Medieval Theology in Notre Dame, Indiana, für interessante Einführungen in das lateinische Mittelalter und zahlreiche inhaltliche Anregungen
- bei Herrn Dr. Christoph Leidl, München, für die Hilfe in allen philologischen Fragen und
- beim Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek München für die Einführung in seine Arbeit und die freundliche Überlassung von Bildmaterial.
Natürlich hatten wir, Lehrerin wie Schüler (zu einem großen Teil Oberstufe), noch andere schulische Aufgaben als diese - es schlummert also noch einiges Material in unseren Arbeitszimmern, so dass wir unser Projekt in den nächsten Monaten immer wieder ergänzen werden.
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