Lateinische Texte zur Mettener Lokalgeschichte

Lateinische Spruchweisheit


in freier altbayerischer Übertragung

Lateinische Spruchweisheit, bei vielen Lehrern und Schülern leider nicht mehr gefragt, einmal anders nach altbayerischem Rezept serviert. Vers 1-7 sind von Oberpostrat Franz, 8-18 von P. Antonin Reithmaier OFM, Berchtesgaden, der rnir alle Verse schon vor Jahrzehnten zur Verfügung stellte. Erstdruck: Mettener Rundbrief 37 u. 38, erschienen 1944

1. Quidquid agis, prudenter agas ac respice finem

Was immer du tuast, machs pfiffig und schlau und schaug, daß net dabei reifallst.

2. Solamen miseris socios habuisse malorum

Tröst di, es gibt auf der Welt no mehra so Schlucka, wia mia san.

3. Coelum non animum mutant, qui trans mare currunt

Taugst in da Zipflhaubn nix, bist aa im Zylinder aa Bazi.

4. Sic volo, sic iubeo, stet pro ratione voluntas

So wiari will a so gschiachts und wenns aa zehn mal verruckt is.

5. Incidit in Syllam, qui vult vitare Charybdim

Kimmst aa beim "Ochsen" vorbei, gwiß reißts di beim "Schimmiwirt" eini.

6. Parturiunt montes, oritur ridiculus mus

Da schaug nur, wie der Daxer steigt, der opfert ganz sicher aa Markl; zählt na der Mesner as Geld, is grod a Hosnknopf gwen.

7. Donec eris felix, multos numerabis amicos
Tempora si fuerint nubila solus eris

Klimpert da 's Geld im Sack, na nennt si gern jeda dein Spezi. Is oba 's Gerstl dahi, schaugt di koa Sau nimmer o.

8. Qui studet optatam cursu contingere metam,
multa tulit fecitque puer, sudavit et alsit

Bua, wennst a Moasta willst wern,
muaßt schlucka vui in der Lehrzeit,
di schindn, ob 's koit oda warm,
oft fallt a da Watschnbaam um.

9. Duo cum faciunt idem, non est idem

Da Floh sticht und es sticht aa die Weps, doch aa Binkerl vom Floh is ma liaba.

10. Est modus in rebus, sunt certi denique fines,
quos ultra citroque nequit consistere rectum

Freili Gsetza muaß 's gebn
und Richta a, do is koa Zweifi;
steckt do in jedem von uns
zu oarn kloan Bazi dös Zeug.

11. Heu semel emissum volat irrevocabile verbum

Kimmt dra Beleidigung aus,
holst das beim Amtsgricht erst ei.

12. Duobus litigantibus tertius gaudet

    Daß i oawei Streit mit oam hab? Ja mei, d' Advokaten wolln a lebn.

13. Gaudia principium nostri sunt saepe doloris

Zerst wird dir dei Maßkruag nia laar, am End maßlst's na übers Zipperl.

14. Principiis obsta, sero medicina paratur,
cum mala per longas convaluere moras

"Da Leibschadn is ja bloß kloa,
da lauf nur net glei zum Dokta!"
Hat di der Tod na beim Gnack,
dann schimpfst, daß der Dokta nix glernt hätt.

15. Non est ad astra mollis e terra via

Da Himmi passat ma scha,
kunnt i im Schnauferl schö nauffahrn.

16. Perfer et obdura. Dolor hic Tibi proderit olim

Halt nur beim Zahndokta her!
grad schö steht da nacha da Goldzahn.

17. Multi rixantur de lana saepe caprina

Schaug dö zwoa Glatzköpf nur a! Dö streitn sö gar um an Kampl.

18. Nunc animis opus est, Aenea, nunc pectore firmo
(Worte der Sibylle beim Eintritt des Aeneas in den Orkus)

Wack'lst früah fünfe erst hoam,
na graust da vorm Weiberl sein Besen.
Oba reiß di nur zsamm!
Dei Buckl halt leicht na dös aus.

 

 

St.-Michaels-Gymnasium Metten
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